
04.03.2025 ● Sonja Zuckerstätter
All-in-Vertrag in Österreich: Das solltest du wissen
Ein All-in-Vertrag bedeutet nicht, dass du rund um die Uhr arbeiten musst! Immer öfter bieten Arbeitgeber ein höheres Einkommen, solange du einen All-in-Vertrag unterschreibst. Viele Arbeitnehmer halten das für einen Nachteil – aber das muss nicht sein.
Wir beantworten die wichtigsten Fragen: Was ist ein All-in-Vertrag? Und wie wirkt er sich auf deine Arbeitszeit und Bezahlung aus?
Was bedeutet „All-in-Vertrag“?
Ein All-in-Vertrag ist eine Einigung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Dabei verpflichtet sich der Arbeitgeber, dass du ein höheres Gehalt bekommst, als im Kollektivvertrag vorgegeben wird. Im Gegenzug willigst du als Arbeitnehmer ein, Mehrarbeit zu leisten, wenn das notwendig ist. Dabei wird meist eine gewisse Menge an Mehrstunden vereinbart, die im Gehalt bereits eingerechnet ist.
Oft werden All-in-Verträge nur negativ dargestellt. Viele Arbeitnehmer glauben, dass sie damit „all in“ mit ihrer Arbeitszeit gehen. Sie würden also mehr arbeiten, ohne mehr dafür zu bekommen. Ein fairer All-in-Vertrag kann aber das Gegenteil bedeuten: Du wirst für deine zusätzliche Arbeitszeit bezahlt, musst diese aber nur leisten, wenn das nötig ist.
Auf Jobsuche ist es wichtig, den All-in-Vertrag zu verstehen sowie die Vor- und Nachteile zu kennen.
All-in-Vertrag: Vor- und Nachteile erklärt
Mit einem All-in-Vertrag bekommst du also ein höheres Gehalt, bist aber auch dazu verpflichtet, Mehrstunden zu leisten, wenn sie angeordnet werden. Dabei liegt die Normalarbeitszeit in Österreich bei 8 Stunden pro Tag. Maximal erlaubt sind 12 Stunden tägliche Arbeitszeit. Folgende Vorteile und Nachteile hat ein All-in-Vertrag für dich als Arbeitnehmer.
Vorteile der All-in-Verträge
Ein fairer All-in-Vertrag bietet dir unter anderem diese Vorteile:
- Ein höheres Einkommen: Mit All-in-Vertrag wirst du über dem Kollektivvertrag bezahlt. Dein Gehalt ist also höher als ohne All-in-Vertrag. Das hat auch insofern Vorteile, weil damit dein 13. und 14. Gehalt ebenfalls höher ausfallen.
- Überstunden werden pauschal bezahlt: Man spricht auch von einer „unechten Überstundenpauschale“. Für Überstunden wirst du also auch bezahlt, wenn du sie gar nicht oder nur teilweise geleistet hast.
- Verlässliches Grundeinkommen: Auch wenn du ohne All-in-Vertrag für deine Überstunden bezahlt wirst, ist dein Grundeinkommen geringer. Falls keine Mehrarbeit anfällt, würdest du weniger verdienen. So bietet der All-in-Vertrag verlässlich ein höheres Grundeinkommen.
Diese Vorteile können einen All-in-Vertrag auch für dich als Arbeitnehmer attraktiv machen.
Nachteile der All-in-Verträge
All-in-Verträge können aber auch Nachteile für Arbeitnehmer haben:
- Kann ausgenutzt werden: Manche Arbeitgeber verlangen zu viele Überstunden, wodurch du am Ende weniger pro Stunde verdienst, als im Kollektivvertrag vorgegeben wird. Darauf solltest du unbedingt achten.
- Keine Gehaltserhöhung: Ein Vorteil der Kollektivverträge ist, dass die jährliche Gehaltsanpassung für dich ausverhandelt wird. Bei All-in-Verträgen kann es sein, dass dein Gehalt nicht automatisch erhöht wird – du musst also in eine Gehaltsverhandlung gehen.
- Kein Zeitausgleich: In vielen Unternehmen gibt es keine bezahlten Überstunden, dafür aber Zeitausgleich. Oft entfällt diese Möglichkeit bei All-in-Verträgen. Damit hast du neben dem jährlichen Urlaub keine Möglichkeit, frei zu nehmen.
Genau wegen dieser Nachteile ist es wichtig, dir den All-in-Vertrag genau durchzulesen.
Häufige Fragen zum All-in-Vertrag
Viele Arbeitnehmer haben Fragen rund um ihre All-in-Verträge. Es ist wichtig, den Vertrag zu verstehen, bevor du ihn unterzeichnest. So kannst du sicherstellen, dass du fair behandelt wirst – und die All-in-Regelung für dich Vorteile hat.
Wie viele Überstunden sind im All-in-Vertrag vorgesehen?
Im All-in-Vertrag kann festgehalten werden, wie viele Mehrstunden du leisten musst. Wenn du eine Normalarbeitszeit von 40 Stunden pro Woche arbeitest, können beispielsweise 10 oder 20 weitere Stunden inkludiert sein. Nicht jeder Vertrag schreibt aber eine Obergrenze vor.
Jedenfalls darf auch mit All-in-Vertrag die Höchstarbeitszeit von 60 Stunden pro Woche beziehungsweise 12 Stunden pro Tag nicht überschritten werden. Ein All-in-Vertrag bedeutet also nicht, dass du unendlich viele Mehr- oder Überstunden leisten musst.
Wie viel mehr Gehalt bekommt man mit All-in-Vertrag?
Es gibt keine fixe Pauschale, die jeder Arbeitgeber bezahlen muss. Es kommt immer darauf an, wie viele Überstunden damit abgegolten werden. Wenn du beispielsweise 40 Stunden Normalarbeitszeit und bis zu 10 Überstunden leisten sollst, dann sollte die Überbezahlung hoch genug sein, um dich für die zusätzliche Arbeitszeit zu entschädigen. Im Idealfall geht das klar aus dem All-in-Vertrag hervor.
Bevor du einen All-in-Vertrag unterzeichnest, solltest du also unbedingt nachrechnen, ob die Pauschale hoch genug ist. Du kannst beispielsweise unseren Brutto-Netto-Rechner dafür nutzen. Er zeigt dir auch den Nettolohn pro Stunde: Vergleiche das KV-Gehalt und dein All-in-Gehalt, um zu sehen, ob die Bezahlung pro Arbeitsstunde gleichbleibt.
Gibt es Zeitausgleich trotz All-in-Vertrag?
In vielen Unternehmen gibt es die Möglichkeit, Zeitausgleich zu nehmen. Du kannst also deine Mehrstunden zu einem anderen Zeitpunkt freinehmen. Grundsätzlich widerspricht ein All-in-Vertrag dem Zeitausgleich, da deine Mehrstunden abgegolten sind.
Bei einer Gleitzeit-Regelung hast du aber trotzdem ein Recht auf Zeitausgleich. Wenn du also beispielsweise am Montag drei Stunden länger arbeitest, könntest du zum Beispiel an drei anderen Tagen um eine Stunde früher gehen. Entscheidend ist nur, dass keine Überstunden an diesen Arbeitstagen angeordnet werden – denn mit All-in-Vertrag müsstest du diese leisten.
Gibt es All-in-Verträge auch bei Teilzeit?
Ein All-in-Vertrag ist grundsätzlich auch in Teilzeit erlaubt – aber weniger üblich. Hier ist besonders wichtig, zwischen „Mehrstunden“ und „Überstunden“ zu unterscheiden:
- Von Mehrstunden spricht man, wenn deine vertraglich festgelegte Arbeitszeit überschritten wird, die Normalarbeitszeit von 40 Stunden pro Woche bzw. 8 Stunden pro Tag aber nicht.
- Als Überstunden werden alle Arbeitsstunden bezeichnet, die über die Normalarbeitszeit von 40 Stunden pro Woche bzw. 8 Stunden hinausgehen.
Wenn du in Teilzeit also beispielsweise 20 oder 30 Stunden arbeitest, wirst du zunächst Mehrstunden leisten, die der All-in-Vertrag inkludieren sollte. Hier sollte der Vertrag am besten festlegen, wie viele Stunden abgegolten sind.
Was passiert bei All-in-Verträgen mit Minusstunden?
Im All-in-Vertrag geht es viel um Mehrstunden: du arbeitest also über deine vertraglich vereinbarte Arbeitszeit von beispielsweise 30, 38.5 oder 40 Stunden hinaus. Was passiert aber, wenn du weniger arbeitest, also Minusstunden machst?
Wichtig ist zunächst: Minusstunden schreibst du wirklich nur, wenn du unter der normalen Arbeitszeit bleibst. Nur, weil du keine Mehr- oder Überstunden leistest – die ja im All-in-Vertrag bezahlt werden – sind das keine Minusstunden! Anders als Mehrstunden bleiben Minusstunden stehen und du solltest sie einarbeiten.
Unsere Tipps für die Jobsuche
Du solltest schon auf Jobsuche darauf achten, ob es um kollektivverträgliche Gehälter oder einen All-in-Vertrag geht. Jedenfalls ist wichtig, dass die Bezahlung wirklich fair ist. Außerdem solltest du immer Aufzeichnungen deiner Arbeitszeit führen, sodass du deine Mehrstunden nachweisen kannst. So kannst du auch belegen, falls du zusätzliche Überstunden geleistet hast, die der All-in-Vertrag nicht inkludiert.
Viele weitere Tipps für deine Jobsuche und Bewerbung findest du auf unserem Blog. Oder du schaust dich direkt bei den offenen Stellenanzeigen auf HeuteJOBS.at um.
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