15.11.2023 ● Heute-Jobs
Konstruktive Kritik richtig formulieren & annehmen
Die Chance auf Akzeptanz von Kritik steigt dann, wenn es beim Äußern der Kritik gelingt, negative Erwartungen zu vermeiden und überraschende Impulse zu geben.
Hier haben wir einige Tipps zusammengestellt, mit denen sich einer kritischen Äußerung die Schärfe nehmen lässt und die Hinweise geben, wie statt Frust Motivation daraus entstehen kann.
- Selbst mit Kritik umgehen können. Wer Kritik äußert, sollte schon gezeigt haben, dass er oder sie selbst mit sachlicher Kritik umgehen kann. Wer dagegen selbst auf kleine Verbesserungsvorschläge und Anmerkungen hochempfindlich reagiert, verfügt nicht über die nötige Glaubwürdigkeit.
- Sachlich bleiben. Humor ist ein feines und wichtiges Instrument in der Kommunikation, aber nicht jede Person ist gleichermaßen dafür empfänglich. Kritik sollte daher in den ersten Phasen äußerst sachlich sein und auf emotional gefärbte Beiklänge verzichten. Ironie und Zynismus sind absolut tabu.
- Den Adressaten oder die Adressatin auf die Kritik vorbereiten. Kritik fällt nicht mit der Tür ins Haus, sondern gibt dem Adressaten oder der Adressatin mit einer Vorbemerkung die Chance, sich innerlich darauf einzustellen – ein Beitrag zum Unternehmenswert „Achtsamkeit“. Zum Beispiel: „Bei dem, was ich gleich sage, könntest du dich vielleicht angegriffen fühlen. Aber ich spreche es an, um ein Problem zu klären…“ Oder: „Mit dem, was ich jetzt sage, möchte ich Ihnen nicht zu nahe treten. Können Sie eine Kritik annehmen, die mir am Herzen liegt?“
- Ursache erforschen. Konstruktive Kritik wendet sich zunächst der Ursachenforschung zu. Im Sinne eines lernenden Unternehmens und einer aktiven Fehlerkultur gewinnt sie daraus Erkenntnisse, die über das Haftbarmachen einer Person hinausgehen. „Dass etwas schiefgelaufen ist, haben wir alle mitbekommen. Wichtig ist jetzt für uns alle zu erkennen, warum das hat schieflaufen können.“
- Durch Feedback Folgefehler vermeiden. Feedback-Schleifen sind das Gerüst jedes Kritikgesprächs. Darum werden Erkenntnisse oder Ergebnisse, die sich zwischenzeitlich ergeben, für alle verständlich zusammengefasst und auf einen Konsens im Verständnis überprüft. Das kostet Zeit, vermeidet aber Folgefehler aufgrund von Missverständnissen oder unkontrollierten Interpretationen.
- Fakten dokumentieren. In einem Kritikgespräch gehören Fakten nüchtern analysiert. Es kommt auf Inhalte an, nicht auf Formulierungen und Gefühle. Je detaillierter den Dingen auf den Grund gegangen wird, desto besser. Weil sich nur auf diese Weise die kritisierten Verhaltensweisen oder Fehler künftig vermeiden lassen. Darum ist eine Dokumentation des Kritikgesprächs unverzichtbar.
- Vorwürfe vermeiden. Verallgemeinerungen und Vorwürfe, die ins Grundsätzliche gehen, führen nicht zum Ziel. Formulierungen wie „Ich habe Ihnen schon tausend Mal gesagt…“, „Immer dieses Gepfusche…“ oder „Was haben Sie sich bloß dabei gedacht…“ polarisieren nicht nur zwischen Richtig und Falsch. Einmal abgesehen davon, dass es für Kritik in den seltensten Fällen Schwarz-Weiß-Grundlagen gibt, rufen solche Vorwürfe automatisch Defensiv-Reaktionen hervor und laden zum Vertuschen und Verschleiern ein.
- Kritik zeitnah üben. Kritik aus dem Affekt heißt nicht Kritik, sondern „Ärger“. Ihre Wirkung verletzt die Oberfläche heftig, reicht aber nicht in die Tiefe. Nachhaltige Kritik ist auch noch möglich, wenn man „eine Nacht darüber geschlafen hat“. Andererseits ist es sinnlos, etwas so spät nach dem betreffenden Ereignis zu kritisieren, dass bei den Beteiligten nur noch eine vage Erinnerung besteht und der Nebel des Vergessens über den Details wabert. „Sie haben das doch schon vor Monaten aus den Augen verloren…“ zeugt von schlechter Führung.
- Auch loben. Kritik wird leichter angenommen, wenn sie von einem Lob begleitet wird. Auch hier sind Ernsthaftigkeit und ein zielführender Ansatz gefragt. Schon mit einer Bemerkung wie: „Ich kenne Sie als einen Mitarbeiter, der Aufgaben konzentriert angeht und offen ist für neues Wissen...“ signalisiert dem Kritisierten, dass es nicht um seinen Kopf geht, sondern um ein konstruktives Miteinander.
- Vorschläge und Hilfestellung bieten. Der Kritiker oder die Kritikerin darf gern besser wissen, wie es geht. Er oder sie sollte diese „perfekte“ Lösung dem oder der Kritisierten aber nicht überstülpten, sondern ihm oder ihr im Kritikgespräch die Chance geben, sich mit eigenen Vorschlägen dieser Lösung zu nähern. Umso leichter wird es ihm oder ihr fallen, sie auch genauso umzusetzen und neue Kritikwürdigkeiten zu vermeiden. Appelle an sein oder ihr Expertenwissen helfen hier viel: „Sie sind doch schon sehr lange in diesem Bereich tätig. Was halten Sie davon, wenn wir künftig…?“
- Positiv und gestärkt in die Zukunft gehen. Kritikgespräche sind kein lästiges Übel, aus dem alle Beteiligten als mühselig Beladene hervorgehen. Sie sind im besten Fall ein Beitrag zur Rückgewinnung von Selbstbewusstsein und Sicherheit – und damit Anstoß zur fortlaufenden Verbesserung. Mit dieser Zielsetzung sollten sie auch begonnen und geführt werden: „Was wollen wir aus diesem Gespräch mitnehmen?“